Hülsede

Das Titelbild des Posters zeigt eine Landschaftsaufnahme von Hülsede (Blick vom Kriegerdenkmal Hülsede am Süntelrand in die Deistermulde, am Horizont der Deister). Das weitere Umfeld ist eine zwischen Deister und Süntel sich erstreckende Muldenregion. Diese fruchtbare Lößbörde mit seinem milden Klima hat zu einer sehr frühen und dichten Besiedlung geführt. Zudem wird das Gebiet zentral von der Rodenberger Aue mit zahlreichen Nebenflüssen durchzogen.

Die Folge dieser naturräumlichen Gunst sind eine Häufung alter Ortschaften, (von Rodenberg, Apelern, Lauenau, Eimbeckhausen Bad Münder), seiner zahlreichen Rittergüter, Burgen sowie zahlreicher Wassermühlen (10 vor Jahren!). Alles zusammen Zeugnisse der Siedlungsgeschichte des Raumes.
Hülsede liegt am Nordosthang des Süntels im Deister-Sünteltal. Der Hülseder Bach (ortsüblich Beeke) durchfließt den Ort in einem weitgehend verrohrten Bachbett und mündet kurz danach in die Rodenberger Aue. Der Ort umfasst etwas über 630 Einwohner.
Einen ersten Hinweis auf die Ortschaft enthalten die um 1150 verfassten Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda. Darin ist vermerkt, dass einem Herzog Bernhard in "Hulside" zwei Höfe (mansi) zum Lehen überlassen worden sind. Diese Notiz bezieht sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Zeit der Billunger Herzöge Bernhard I. († 1011) oder Bernhard II. von Sachsen († 1059).
Historiker denken gewöhnlich an den Letzteren. Auf sein Todesjahr 1059 bezieht die Gemeinde Hülsede bisher ihre Dorfjubiläen. Frühere Bezugsjahre (zum Beispiel 1012, der Beginn der Regierungszeit von Bernhard II. von Sachsen) scheinen nicht ausgeschlossen.
1310 wurden der Kirchhof, die Mittelmühle und der hohe Hof zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Gutsmühle von 1450 ist eine der ältesten Wassermühlen Niedersachsens. Ab 1474 betrieb die Familie Baake in Hülsede eine Schmiede.
Hülsede besaß Braurecht, als letzter Brauer wird Carsten Eckermann genannt. Die Hülseder Tischlergenossenschaft im Deister-Süntel-Tal ist die Keimzelle der Möbelindustrie. Östlich von Schmarrie bestand Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts mit der Posteburg eine kleine Wasserburg, auf der vermutlich ein niederadliges Geschlecht saß.
1978 wurde auf der Westernegge eine Nato-Station errichtet. Zur Keltischen Zeit gab es in dieser Umgebung sehr viele Stechpalmen (Ilex). Diese Stechpalmen gaben dem Ort den Namen und daher findet man auf dem Wappen die Stechpalmen abgebildet.
Der Ortsname im Laufe der Zeit Der Name „Hülsede“ ist „Huls-ithi“, also der Platz an der der Hülsedorn (auch Stechpalme genannt) wuchs. Die Schreibweise hat sich wiederholt geändert. Im Jahre 1223 lesen wir „Hulisade“ in einer Urkunde des Klosters Marienwerde. In anderen Urkunden steht wiederum „Hulsede“. 973/1059 Hulside 1300 Hulsedhe 1533 Hulszede 1594 Hülssde 1620 Hülßde 1647 Hülssende
Quelle: Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg von 2008.
Orts-Chronik Luhden von 2010

Das Schloß: Edelhof–Rittergut –Wasserschloß

Aus einem Lehnsbuch des Klosters Minden ersieht man die Belehnung im Jahre 1310 der von Rottorps mit dem „Hof an der Beeke“ und im 4 Hufen Land (30 Ha). Später kam weiteres Land als Lehen von den Grafen von Holstein und Schaumburg hinzu, sodass die Rottorps hier in Hülsede ihren Hauptwohnsitz errichteten.
Schon im 14. Jahrhundert baute die Familie ein Steinhaus im gotischen Stil (vorhanden sind noch die gotischen Säulen in einem Keller). Um fünfzehnhundert wurde Claves von Rottorp geboren, der später zu einem berühmten Heerführer aufstieg. Um zu seiner häufigen Abwesenheit vorzubeugen (Kriegseinsätze), baute er das elterliche Steinhaus um, indem er neue Außenwände hochzog und diese mit Schiesscharten versah. Das geschah im Jahr 1529, danach erweiterte er die Burg bis 1548 zu einer vierfüglichen Anlage. Hinzu kam ein Wassergraben unmittelbar um das Haus, eine Wallanlage mit Ecktürmen und einem weiteren Verteidigungswassergraben.
Es war eine starke Festung mit einer zahlenmäßig hohen, ständigen Besatzung. Diese vielen Bewohner kann man heute noch ableiten, wenn man an die 15 Toilettenhäuschen und die riesige Küche von 90 Quadratmetern denkt.
Die Rottorps haben wohl auch wesentlich zu der Erweiterung der Dorfkirche beigetragen, denn der Namenspatron, der St. Ägidius, steht, aus Sandstein gemeißelt, auf den Wappenschild der Familie, verziert mit drei Halbrädern ( in der Kirche, hinter der Kanzel). Diese war auch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Grablege der Besitzerfamilie.
Als die Rottorps 1585 ausstarben, wurde der Landrost (hoher Beamter des Grafen von Schaumburg) Herrmann von Mengersen vom Bischof von Minden und dem Grafen von Schaumburg mit den Besitzungen der Rottorps belehnt. Noch heute bilden die Rittergüter Hülsede und Schmarrie mit dem Schloss eine Einheit. Hülsede ist die älteste, noch vollständig erhaltene Burg der „Weserrenaissance“, sehr schlicht im Äußeren, eben eine Verteidigungsanlage, aber im Innenhof ausgestattet mit zwei Treppentürmen, Arkaden und einem besonders hochwertigen Verbindungsgang aus der „Hochweserrenaissance“.
Der gesamte Edelhof ist restauriert, besonders aufwendig war die Eindeckung des Daches des Schlosses, hier wurden die alten Sandsteinsollingplatten umgedeckt.
Heute gehört der Besitz Monika von Bronsart, geborene von Mengersen.
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